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Last Update 21.03.2017
©Djamal Djumabaeva
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D J O M A
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Foto: Egor Kowaltschuk
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Brücken zwischen den Völkern Irma Klein / Germany
Djoma wurde 1966 in Bishkek ( Kirgisien ) geboren. An der Kunstschule ihrer Heimatstadt studierte sie von 1980-1984. In St. Petersburg, wo sie heute lebt und arbeitet, studierte sie von 1985-1991 an der Akademie der Künste, die sie mit dem Diplom abschloss. Ihre künstlerische Laufbahn begann sie als Buchillustratorin, wobei sie damit die Arbeit ihres verstorbenen Vaters fortführte, der ein bekannter Buchillustrator, Graphiker und Maler war. In dieser frühen Schaffensperiode waren Aquarell, Gouache und Tempera bevorzugte Techniken, mit denen sie vorwiegend kirgisische Märchen mit viel Phantasie illustrierte. Fein und voll exotischer Poesie gestaltete sie ihre Figuren. Einige ihrer Aquarelle im Stil des Spätimpressionismus geben Beispiele vom magischen Zauber sibirischer Landschaften. Auch ihre Ölbilder, besonders die frühen, sind in hohem Maße von den Märchen und Mythen ihrer kirgisischen Heimat beeinflusst. In der weiteren Schaffensphase werden ihre Arbeiten deutlich von ihrem kirgisischen Lebensgefühl und dem davon geprägten Realitätsbezug getragen. Sie drücken eine tiefe Naturverbundenheit aus. So beschäftigen die Themen des Landlebens Felder, Bäume, Weiden, Vieh, Karren und Feldarbeit die Phantasie der Künstlerin, die die Darstellung des Geschauten, Menschen, Tiere, und Natur, mit ihrer starken Empfindung bereichert. Gesehenes und Erlebtes, Erträumtes und Erdichtetes vereinen sich zur poetischen Einheit. Die Bildszenen in Werken wie Sonnentag, Herbst, Fischer u.a. zeigen die Bereitschaft der Künstlerin, sich dem Zauber der Stimmung hinzugeben, während sie ihre Erinnerungen aus der Kindheit, ihre Sehnsüchte und Empfindungen mitteilt. Sie lassen die dörfliche Wärme und Geborgenheit spüren, die Landschaften strahlen kindliche Frische und Charme aus. Djomas Bilder machen sichtbar, dass das Alltägliche von kostbarer Seltenheit, zum Besonderen erhöht erscheint und dass das Banale, Einfache, scheinbar Unwichtige voll magischer Bild-Kraft, somit als kunstwürdig zu betrachten ist. In den einfachsten alltäglichsten Handlungen im Leben sucht Djoma nach Spuren, Elementen, Bildern, Bruchstücken, die Teil einer uns verloren gegangenen Welt sind, die aber jeder von uns in sich trägt. In ihren Bildern ist der Mensch mit sich, der Natur und seinen sozialen Einbindungen noch eins. Und Djoma kann darüber in einen sinnlich verzückten Tanz geraten, der aber einem Tanz der Freude am Leben gleicht, an dem was ist. Fröhlichkeit, Spontaneität, Vitalität, Kraft, Dynamik und versteckte Erotik sprühen in ihren Bildern, die unverstellt direkt sind und vielfach keine Maßstäbe kennen. So entfernt sich die Künstlerin von tatsächlichen, objektiven Größenverhältnissen der Dinge, verzichtet auf Hierarchie in einer a-perspektivischen Bildanlage. Die dargestellten Bildgegenstände nehmen innerhalb der Komposition keinen gewerteten Platz mehr ein. Alle Bildelemente sind gleich wichtig und unwichtig. Ob nun Tiere unter sich bleiben oder ob ein Menschenwesen sich aufs engste zu ihnen gesellt ihre Stellung im Linneschen System ist nicht immer auszumachen. Diese egalitäre Behandlung der Bildelemente stülpt Ordnungen um, stellt sie auf den Kopf. Figuren, Gegenstände und Landschaft können in widersprüchlichen Größenordnungen zu einander und gleichzeitig schräg oder über Kopf nebeneinander stehen. Diese a-perspektivische Bildanlage ist eine Form der Darstellung, die auch Kinderzeichnungen zu eigen ist. Die somit primitiv anmutenden Bildgestaltungen, die vereinfachende, kindlich-naiv erscheinende Fixierung der Welt des Sichtbaren, die scheinbare Unbeholfenheit der Figuren und Gegenstände veranlasst manchen Betrachter von Kinderzeichnungen zu sprechen. Auch wenn die Denkweise der Künstlerin als einfältig erscheint, so ist sie doch scharfsinnig. Djoma, die nach einer Kunst strebt, die direkt mit unserem täglichen Leben verbunden ist und aus ihm hervorgeht, die die unmittelbare Ausstrahlung unserer wahren Empfindungen ist, erkennt den Zusammenhang aller Dinge und vor allem zwischen den Menschen und der übrigen Welt. Sie ist die, welche die Tiere noch reden hört. Den Sinn und die Schönheit dieser gelebten Weltsicht spiegelt sie mit Verschmitztheit und ironisierendem Witz. Die Heiterkeit ausstrahlenden Lebewesen in ihren Kompositionen werden manchmal zu lustigen Parodien ihrer selbst. Es macht Djoma Spaß, aus den Tieren, den Elementen der Landschaft, eine Art groteskes Theater, eine Art Zirkusclownerie zu machen. Durch dieses Mittel der Irrealität gibt sie den wiedergegebenen Dingen eine ungleich lebendigere Wirklichkeit. Aber nicht nur die Form spricht ihre eigene, von den Dingen losgelöste einfache und kindliche Sprache, auch die Farbe macht sich selbständig, ohne Rücksicht auf die Richtigkeit, aus sich selbst heraus leuchtend, durch Kontrast große Spannung erzeugend, und in ihrer sinnlichen Kraft vom Temperament, von der Lebensenergie, der Emotion der Künstlerin erfüllt. Und diese führt Linienform und Farbigkeit zu rhythmischer Einheit. Die ( manchmal grotesken ) Lebewesen, deren jeder realistischen Abbildung zuwiderlaufende Konturierung durch die vitale Farbigkeit noch eine Steigerung erfährt, sind in landschaftliche Umgebungen platziert, deren intensives Kolorit eine eigene Wirkung entfaltet. Vor allem in den Stillleben, ihr jetziges bevorzugtes Bildthema, ist die Farbe Element bildnerischen Gestaltens. Zudem zeigt die Künstlerin in diesen Kompositionen aus Bildzeichen und Farben einen Schritt in die Abstraktion. Zu beachten ist auch, dass in ihren späteren Werken die Bildgegenstände nicht in schwarzer Liniengraphik vom Bildgrund abgehoben sind, sondern die Figuration ist aus dem Bildgrund durch Einritzen, Einkratzen, Auffurchen erst freigelegt. Djoma lässt die einander überlagernden Farbschichten visuell durchdringen. Dadurch wird nicht nur der Unterschied zwischen Figur und Bildgrund aufgehoben sie steht nicht mehr vor oder auf ihm, sondern in ihm. Dies kann als eine assoziative Form des Denkens gesehen werden, das die Verflechtungen zwischen jetzt Gesehenem und der Erinnerungen verfolgt. Die Arbeiten Djomas, die eine leise Ironie, Mystik und eine spielerisch-rhythmische Zeichensprache ausstrahlen, bringen das Ringen der jungen Künstlerin um Balance der Kräfte zwischen Tradition und Avantgarde zum Ausdruck. Sie machen deutlich, wie viel Dynamik aus der Kombination von solidem handwerklichen Können einerseits und lebendiger Auseinandersetzung mit Tradition und Gegenwart andererseits erwachsen kann. Ständig auf der Suche nach neuen Herausforderungen, offen für Unbekanntes, von Neugier getrieben, hat Djoma durch ihre Reisen und Ausstellungen im westlichen Ausland, in Italien, Spanien, Dänemark, Deutschland und vor allem auch in Luxemburg, ihre künstlerische Perspektive erweitert. So hat sie im internationalen Miteinander der Kunstwelt ihre zwar in Kirgisien wurzelnde, aber im Westen bereicherte, höchst individuelle Bildsprache, ihren eigenen unverwechselbaren Stil, entwickelt.
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